Neben Verletzungen durch unfreiwilligen Bodenproben sind Zecken beim Mountainbiken eine weitere Gefahr mit der ich mich auseinandersetzen musste. Diese kleinen Tierchen können nicht nur lästig sein, sondern auch Infektionskrankheiten mit lebenslangen Folgen übertragen.
Als Mountainbiker und Heilpraktikerin begegne ich der Natur mit einer Mischung aus Abenteuerlust und Respekt vor den gesundheitlichen Herausforderungen. Eine dieser Herausforderungen sind Zecken, die sich in Gräsern und niedrig hängenden Zweigen aufhalten. Angelockt durch unser schmackhaftes Blut warten sie nur darauf sich an einen vorbeipedalierenden Mountainbiker zu heften und ihren Bauch mit unserem Blut vollzuschlagen.
Da Zecken dabei Parasiten wie Viren oder Bakterien übertragen können, ist der ganzheitliche Schutz vor ihnen die beste Prophylaxe.
Darum können Zecken beim Mountainbiken so gefährlich werden
Zecken beim Mountainbiken sind eine nicht zu unterschätzende Gefahr, da ein Zeckenstich Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Borreliose übertragen kann.
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
FSME wird durch Viren übertragen und kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks verursachen. In schweren Fällen kann FSME sogar tödlich sein. Die FSME-Viren werden hauptsächlich in bestimmten Gebieten übertragen, die als FSME-Risikogebiete gelten.
Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass das Virusvorkommen in den Zecken kleinräumig sehr stark schwanken kann, im Mittel tragen in FSME-Risikogebieten 0,1% bis 5 % der Zecken FSME-Viren in sich.
Robert-Koch-Institut, 29.02.2024 Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektion
Nichtsdestotrotz kann bereits ein einziger Stich ausreichen, um die Krankheit zu übertragen, gegen die es, einmal ausgebrochen, keine spezifische Therapie gibt. Die Behandlung kann sich nur auf eine Milderung der Symptome beschränken. Für den präventiven Schutz gibt es eine FSME-Impfung, die in fast jeder Hausarztpraxis durchgeführt wird. 3 Impfungen sind notwendig für den vollen Impfschutz.
Borreliose
Borreliose, verursacht durch Bakterien der Gattung Borrelia, ist eine weitere durch Zecken übertragene Krankheit. Im Gegensatz zu FSME ist Borreliose in weiten Teilen Europas und Nordamerikas verbreitet und die Häufigkeit infizierter Zecken kann in bestimmten Gebieten sehr hoch sein.
Die Symptome von Borreliose sind vielfältig und können unbehandelt oder zu spät erkannt zu langfristigen Gesundheitsproblemen wie Gelenkschmerzen (Lyme-Arthritis) und neurologischen Beschwerden führen.
Diese Erkrankung tritt wesentlich häufiger als die TBE auf, da etwa 10-35% der Zecken mit Borrelien befallen sein können. Während die FSME in Deutschland nur in bestimmten Regionen auftritt, ist bei der Borreliose von einer Infektionsgefährdung in allen Teilen Deutschlands auszugehen
Robert-Koch-Institut, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und verwandte Virusenzephalitiden (TBE, tick-borne encephalitis)
Glücklicherweise ist Borreliose in den meisten Fällen mit Antibiotika gut behandelbar, sofern sie frühzeitig erkannt wird. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung.
Der einzige Schutz vor Borreliose ist die Vermeidung eines Zeckenstichs!
Zeckenstiche beim Mountainbiken verhindern – So schütze ich mich!
- Kleidung
- Zeckenschutzmittel
- Auf dem Weg bleiben
- Kontrolle von Körper und Kleidung
- Zecken richtig entfernen
- Immunsystem stärken
- Lebensmittel gegen Zecken
1. Kleidung
Ich selbst trage fast immer lange Kleidung beim Biken, außer wenn es richtig heiß ist. Dann greife ich auch schon mal zu einem T-Shirt mit kurzen Ärmel. Ich verstehe aber, dass viele Mountainbiker im Sommer lieber kurze Kleidung tragen. Das Gefühl der Sonne und des Windes beim Biken auf der Haut ist einfach unbeschreiblich.
Vielleicht wäre es ja eine Option zumindest in Wäldern oder Risikogebieten auf lange Kleidung zu switchen, um sich vor Zecken und anderen Risiken zu schützen. Kniestrümpfe wären durchaus auch schon ein Anfang.
11 Tipps für die Kleidung als Anti-Zecken-Schutz
- Langärmlige Oberteile und lange Hosen, um möglichst wenig Haut freizulegen.
- Das Hemd in die Hose stecken, um eine Barriere zwischen Haut und Umgebung zu schaffen und das Eindringen von Zecken zu erschweren.
- Eng anliegende Kleidung erschweren das Eindringen der Zecken unter die Kleidung.
- Helle Farben, um Zecken leichter auf der Kleidung zu erkennen.
- In locker sitzenden Kleidungsstücken oder weiten Ärmeln können sich Zecken darin leichter verstecken können.
- Socken über die Hosenbeine gestülpt vermeiden eine Lücke zwischen Hosenbeinen und Schuhen durch die Zecken eindringen könnten.
- Kleidung aus festem Material erschweren das Eindringen von Zecken.
- Es gibt spezielle Insektenschutzkleidung, die mit einem insektenabweisenden Mittel behandelt wurde.
- Kleidung wenn möglich bei hohen Temperaturen waschen, um eventuell vorhandene Zecken abzutöten (ab 60 Grad).
- Kleidung nach dem Mountainbiken gründlich auf Zeckenbefall kontrollieren und gegebenenfalls sofort entfernen.
- Die Kleidung im Blick behalten, dass sie sauber und intakt ist, um das Risiko von Zeckenstichen zu minimieren.
2. Zeckenschutzmittel
Sogenannte Zecken-Repellents werden auf die Haut aufgetragen. Sie enthalten Wirkstoffe, die Zecken abschrecken und so das Risiko eines Stichs verringern können. Sowohl chemische als auch natürliche Varianten sind verfügbar, wobei chemische Repellents wie DEET oder Icaridin effektiv sind, während natürliche Optionen auf pflanzlichen Inhaltsstoffen wie ätherischen Ölen basieren.
Repellents allein bieten keine hundertprozentige Sicherheit und deren Wirkung ist zeitlich begrenzt. Zur Vermeidung allergischer Reaktionen sollten sie vorher auf der Haut getestet werden.
Für Freunde der natürlichen Alternativen könnte reines Kokosöl eine Lösung sein. Die darin enthaltene Laurinsäure hat sich als äußerst wirksam gegen Zecken erwiesen. Eine Studie aus Deutschland ergab, dass eine Lösung mit zehn Prozent Laurinsäure dazu führte, dass sich 81 bis 100 Prozent der Zecken von der behandelten Oberfläche lösten, nachdem sie aufgetragen wurde. Dies zeigt, dass Laurinsäure sogar effektiver als synthetische Repellents Zecken abwehren könnte.¹
Zeckenschutzmittel Anwendung
- Das Mittel dünn auf alle freiliegenden Hautpartien auftragen und gut einmassieren. Alle 2 bis 4 Stunden wiederholen, bei intensivem Schwitzen öfter.
- Nicht auf Wunden oder Ekzeme auftragen.
- Kontakt des Mittels mit Augen und Mund vermeiden und von den Handflächen abwaschen.
- Falls Sonnenschutzmittel verwendet werden, zuerst einziehen lassen und anschließend das Repellent auftragen.
- Produkte aus der heimischen Region bevorzugen, da die Konzentration bedenklicher Wirkstoffe in Produkten anderer Länder nicht immer bekannt ist.
- Bei allergischen Reaktionen kann es hilfreich sein, zu einem Produkt mit einer anderen Rezeptur zu wechseln, da Unverträglichkeiten möglicherweise nicht auf den Wirkstoff, sondern auf die Grundbestandteile der Lotion zurückzuführen sind.
3. Auf dem Weg bleiben
Da Zecken beim Vorbeilaufen durch Abstreifen auf unserer Haut landen kann es hilfreich sein nur auf ausgefahrenen Wegen zu biken. Sie fallen nicht von Bäumen oder springen Menschen oder Tiere an. Zudem sind Wege oft weniger dicht bewachsen und bieten weniger Versteckmöglichkeiten für Zecken
4. Kontrolle von Körper und Kleidung
Nach jedem Tour draußen gehört das Absuchen der Kleidung und des Körpers für mich ab dem Frühjahr zum Pflichtprogramm meiner Post-Ride-Routine. Zecken sterben erst ab 60 Grad und wir waschen unsere Kleidung immer nur bei 20 Grad mit anschließender Dampffunktion. Der Hygienespüler kann zwar Viren und Bakterien töten, die Zecken überleben ihn jedoch. Zecken können locker mehrere Tage im Kleiderschrank überleben. Ich weiß, eine gruselige Vorstellung.
Der Saugvorgang dauert mehrere Tage. Weil die Zecke in dieser Zeit ständig der Gefahr ausgesetzt ist, vom Wirt entfernt oder zerquetscht zu werden, wählt sie eine geschützte Stelle. Bei Menschen stechen Zecken oft am Kopf, einschließlich des Haaransatzes und der Ohren, sowie an anderen geschützten Bereichen wie dem Hals, den Achselhöhlen, Ellenbogen, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehlen.
5. Zecken richtig entfernen
Ich selber hatte glücklicherweise noch nie eine Zecke an meinem Körper, kenne das Entfernen von meinen Hunden damals. Solltest du an dir oder an jemand anderes eine Zecke entdecken ist schnelles Handeln angesagt. Entferne die Zecke möglichst schnell und versuche alle Teile zu erwischen, um eine Entzündung zu verhindern.
Am besten greifst du die Zecke mit einer Pinzette oder einem anderen speziellen Instrument wie eine Karte nahe der Hautoberfläche an ihren Mundwerkzeugen und ziehst sie langsam aus der Haut heraus. Wichtig ist, die Zecke nicht am vollgesogenen Körper zu greifen. Wenn du gerade nichts zur Verfügung hast, geht das auch vorsichtig mit den Fingernägeln.
Vor dem Entfernen die Zecke nicht mit Öl oder Klebstoff beträufeln, da das das Tier reizen und dazu führen könnte, dass es seinen Speichel und mögliche Infektionserreger freisetzt.
Nach dem Entfernen der Zecke empfehle ich dir eine gründliche Desinfektion der Wunde mit einem Hautdesinfektionsmittel.
6. Immunsystem stärken
Das Stärken des Immunsystems ist ein wichtiges Mittel, was wir für unseren Körper gegen die Gefahr durch Zecken beim Mountainbiken machen können. Ein robustes Immunsystem kann helfen, Krankheitserreger effektiver zu bekämpfen und Infektionen zu verhindern oder ihre Auswirkungen zu mildern.
Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressmanagement unterstützen die Immunfunktion und helfen dem Körper, sich gegen Krankheitserreger zu verteidigen.
Regelmäßige körperliche Bewegung verbessert die Durchblutung, fördert die Zirkulation von Immunzellen und stärkt die Abwehrkräfte. Für mich gehört die Trockenbürstenmassage und die kalte Dusche zu meinem Lieblings-Ritual für einen gesunden Start in den Tag.
Ausreichend und vor allem qualitativ guter Schlaf ist wichtig, da während des Schlafes das Immunsystem gestärkt und Krankheitserreger bekämpft werden.
Stress kann das Immunsystem schwächen. Stress abbauen und Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga zu praktizieren hat mir sehr stark dabei geholfen meinen chronische innere Unruhe in den Griff zu kriegen.
Das ist in der Hektik des Alltags nicht immer leicht, ich weiß. Aber du gewinnst meist mehr Zeit dazu, weil du dich weniger ausgelaugt fühlst.
7. Lebensmittel gegen Zecken
Knoblauch
Knoblauch scheint Zecken abzuschrecken. Forschende der Universität Malmö fanden heraus, dass schwedische Soldaten, die über acht Wochen Knoblauchpulver-Kapseln einnahmen, deutlich weniger für Zecken attraktiv waren. Es zeigt sich also, dass der Knoblauchduft für diese Parasiten wenig anziehend ist.² Wahrscheinlich wurde ich deswegen noch nie von einer Zecke angesaugt, weil ihr schon allein der Duft meines Blutes die Tränen in die Augen getrieben hat.
ACHTUNG: Einen gewissen Effekt kann Knoblauch zwar haben, aber ein sicherer Schutz ist es nicht. Wie so oft liegt die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte. Als alleiniger Schutz sollten wir uns nicht auf Knoblauch verlassen.
Zu mehr Lebensmittel kann ich aktuell noch nichts sagen. Ich werde aber weiter recherchieren und sobald ich etwas Interessantes entdeckt habe, den Teil hier ergänzen.
Zecken beim Mountainbiken – Mein Fazit für uns
Auch wenn viele Zeckenstiche harmlos und ohne Symptome ausgehen, ist die Gefahr einer Infektion mit FSME oder Borreliose für Mountainbiker fast immer vorhanden. Für den Schutz vor FSME bietet die Impfung eine 95% Wirkung.
Vor der Borreliose können wir uns nur durch Vermeidung eines Zeckenstichs zuverlässig schützen. Kleidung, ein aufgetragenes Anti-Zeckenmittel und das Absuchen von Körper und Kleidung sind eine wirkungsvolle Kombi in meinem Anti-Zecken-Schlachtplan.
Hast du Fragen dazu, einen wertvollen Tipp oder besondere Erfahrungen gemacht? Schreib mir hier gerne einen Kommentar oder eine Nachricht auf Insta.
Bis bald auf dem Trail, Deine Vanessa
Quellen
[1] Ulrich Schwantes, 08 April 2008, Prevention of infectious tick-borne diseases in humans: Comparative studies of the repellency of different dodecanoic acid-formulations against Ixodes ricinus ticks (Acari: Ixodidae), link.springer.com/article/10.1186/1756-3305-1-8
[2] Louise Stjernberg; Johan Berglund: Garlic as an Insect Repellent JAMA, Aug 2000; 284: 831, researchgate.net/publication/12382914