Im digitalen Zeitalter haben wir viele Möglichkeiten unsere Meinungen zu teilen, uns auszutauschen und kreative Inhalte zu veröffentlichen. Aber diese Freiheit bringt auch die dunkle Seite der Online-Kommunikation mit sich: Hate-Kommentare und Internet-Mobbing.
Statt diese Kommentare zu löschen und so zu tun als ob sie nicht existieren, habe ich mich entschieden für einen anderen Weg entschieden und das sind meine Gründe.
Meine Erfahrung mit Internet-Mobbing
Vor einiger Zeit ist eines meiner Reels viral gegangen in dem ich eine neue Technik beim Biken ausprobiert hatte. Dabei war ich auf einem Trail unterwegs und habe an einer unscheinbaren Wurzel eine Bewegung geübt.
Was für mich eine echte Herausforderung war, sah für viele scheinbar nicht so spektakulär aus und leider ist das Reel in der völlig falschen Zielgruppe gelandet. Es dauerte nicht lange, bis die unsachlichen und spöttischen Kommentare eintrudelten.
Manche haben sich darüber lustig gemacht und meinten, das sei doch ein „Witz“ von einem Hindernis, andere schossen einfach nur grundlos gegen mich. Anstatt mich davon runterziehen zu lassen oder die Kommentare zu löschen, habe ich beschlossen, sie stehen zu lassen.
Denn genau das zeigt, dass es viel zu einfach ist aus der Ferne jemanden zu kritisieren, ohne die Realität zu kennen.
Der Unterschied zwischen damals und heute
Früher, als Menschen gemein waren, geschah es oft im Verborgenen. Egal ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis.
Fiese Bemerkungen und verletzende Worte fielen meist unter vier Augen ohne dass andere davon etwas mitbekamen oder die es mitbekommen haben, haben geschwiegen. Es war oft schwierig diese Art von Verhalten öffentlich zu machen oder zu belegen, weil es keine sichtbaren Beweise gab.
Das Internet hat das geändert. Wenn jemand online einen Kommentar schreibt, steht sein Name daneben und es ist für alle sichtbar was diese Person gesagt hat. Das ist ein großer Unterschied zu früher und genau darin liegt ein gewisser Vorteil: Mobber können sich nicht mehr hinter einer Fassade oder einem geschlossenen Raum verstecken.
Sie sollen für das was sie sagen Verantwortung übernehmen. Selbst wenn das nur ein Name oder ein Benutzername ist. Durch das Stehenlassen dieser Kommentare zeige ich, dass es diese Menschen gibt und dass sie sich so verhalten.
Was verstehe ich unter einem Hate-Kommentar?
Für mich sind Hate-Kommentare gemeine Äußerungen. Bösartig, verletzend und oft völlig unnötig. Sie zielen darauf ab jemanden runterzumachen ohne wirklich etwas Konstruktives beizutragen.
Das große Problem dabei? Sie haben nichts mit konstruktiver Kritik zu tun! Konstruktive Kritik kommt mit einem Ziel: Sie soll helfen, verbessern oder auf etwas aufmerksam machen.
Sie ist respektvoll, spezifisch und gibt uns die Chance zu wachsen. Im Gegensatz dazu sind Hate-Kommentare einfach nur wütend und oft unsachlich. Sie können vage sein oder einfach nur aus dem Bauch heraus kommen, aber das Ziel ist klar: jemandem weh tun.
Ich finde es wichtig, diesen Unterschied zu erkennen, damit ich meine Energie auf das wertvolle Feedback konzentrieren kann und nicht auf die negativen Stimmen.
3 Möglichkeiten mit Internet-Mobbing umzugehen
1. Löschen
Das Löschen von Hate-Kommentaren kann einige Vorteile mit sich bringen, die sowohl uns als auch die Online-Community betreffen. Das mache ich allerdings von der Art des Hate-Kommentars abhängig. Wird es sehr obszön lösche ich den Kommentar. Aber ich mache mir vorher einen Screenshot. Man weiß ja nie, wofür man diesen noch gebrauchen könnte 😉
Vorteile
Schutz der psychischen Gesundheit: Das Entfernen von beleidigenden oder verletzenden Kommentaren kann dazu beitragen, das Wohlbefinden des Betroffenen zu schützen und negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu minimieren.
Schaffung eines positiven Umfelds: Durch das Löschen von Hasskommentaren kann eine freundlichere, respektvollere Atmosphäre gefördert werden, die andere Nutzer ermutigt, positiv zu interagieren und ihre Meinungen auf konstruktive Weise zu äußern.
Reduzierung der Verbreitung von Hass: Indem Hate-Kommentare entfernt werden, wird deren Reichweite eingeschränkt und die Wahrscheinlichkeit verringert, dass solche Einstellungen oder Verhaltensweisen legitimiert oder normalisiert werden.
Sichtbarkeit der positiven Kommentare: Wenn negative Kommentare gelöscht werden, erhalten positive oder konstruktive Rückmeldungen mehr Aufmerksamkeit, was die Diskussionen und Interaktionen in eine bessere Richtung lenken kann.
Vermeidung von Konflikten: Das Entfernen von Hasskommentaren kann dazu beitragen, eskalierende Konflikte zu vermeiden und eine insgesamt ruhigere Diskussion zu fördern.
Signal an die Community: Das Löschen von Hate-Kommentaren sendet ein klares Signal, dass der Betreiber der Plattform oder der Blogger respektvolles Verhalten erwartet und nicht toleriert.
Fokus auf Qualität: Das Entfernen von unangemessenen Kommentaren trägt dazu bei, die Qualität der Diskussion zu erhöhen, da Nutzer dazu angeregt werden, durchdachte und respektvolle Beiträge zu leisten.
Schutz der Marke oder des Images: Für Blogger oder Unternehmen kann das Löschen von Hate-Kommentaren wichtig sein, um ein positives Image aufrechtzuerhalten und die Marke vor negativen Assoziationen zu schützen.
2. Ignorieren
Das Ignorieren von Hate-Kommentaren kann ebenfalls verschiedene Vorteile bieten. Das betrachte ich individuell. Denn eine Reaktion auf Hate-Kommentare kann notwendig sein. Damit stärke ich meine eigene Position oder sende eine klare Botschaft gegen Mobbing.
Vorteile
Emotionale Distanz: Indem wir Hate-Kommentare ignorieren, können wir unsere emotionale Reaktion auf diese Kommentare minimieren und unsere mentale Gesundheit schützen. Das hilft, die Kontrolle über unsere Gefühle zurückzugewinnen.
Vermeidung von Eskalation: Oft führen Antworten auf Hasskommentare zu einer Eskalation von Konflikten. Durch Ignorieren vermeiden wir, dass die Diskussion weiter angeheizt wird und sich die Situation verschärft.
Fokus auf das Positive: Wenn wir Hate-Kommentare ignorieren, können wir uns auf die positiven Rückmeldungen und die Unterstützung konzentrieren, die wir von anderen erhalten. Dadurch bleibt der Fokus auf den konstruktiven Aspekten des Feedbacks.
Entmutigung von Mobbern: Häufig sind Mobber auf eine Reaktion aus, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Wenn wir ihre Kommentare ignorieren, entziehen wir ihnen die Macht und die Befriedigung, die sie aus der Provokation ziehen.
Stärkung der Resilienz: Das Ignorieren von Hate-Kommentaren kann unsere Fähigkeit stärken, mit Kritik und negativen Meinungen umzugehen. Es hilft, die eigene Widerstandsfähigkeit zu fördern und nicht so leicht von außen beeinflusst zu werden.
Erhaltung der Energie: Anstatt sich mit negativen Kommentaren auseinanderzusetzen, können wir unsere Energie und Zeit für Dinge nutzen, die uns Freude bereiten oder produktiv sind.
Reduzierung von Aufmerksamkeit für Negativität: Wenn wir Hate-Kommentare ignorieren, tragen wir dazu bei, dass sie weniger sichtbar und weniger relevant werden, was die allgemeine Stimmung in der Community verbessert.
Ein Signal für die Community: Indem wir nicht auf Hass reagieren, können wir eine Haltung des Ignorierens von Negativität fördern, die andere ermutigt, sich ebenfalls auf respektvolle und positive Interaktionen zu konzentrieren.
Plattform für konstruktiven Dialog: Ignorieren von Hate-Kommentaren kann auch dazu beitragen, Raum für produktivere Diskussionen zu schaffen, indem wir den Fokus auf wertvollere Beiträge lenken.
3. Drauf eingehen
Obwohl das Eingehen auf Hate-Kommentare vorteilhaft sein kann, ist es wichtig, dies strategisch und bedacht zu tun. Manchmal ist es besser, eine negative Situation zu ignorieren oder nur dann zu reagieren, wenn es sinnvoll ist.
Vorteile
Aufklärung: Durch das Eingehen auf negative Kommentare können Missverständnisse oder Fehlinformationen ausgeräumt werden. Oft basieren Hate-Kommentare auf Unwissenheit oder falschen Annahmen, und eine sachliche Antwort kann helfen, das Verständnis zu verbessern.
Stärkung der eigenen Position: Wenn du auf Hate-Kommentare eingehst, hast du die Möglichkeit, deine Sichtweise klarzustellen und deine Argumente zu verteidigen. Das zeigt, dass du selbstbewusst bist und zu deinen Überzeugungen stehst.
Förderung eines respektvollen Dialogs: Manchmal kann eine respektvolle und wohlüberlegte Antwort auf einen Hate-Kommentar zu einem konstruktiven Gespräch führen. Dadurch können unterschiedliche Perspektiven beleuchtet und Missverständnisse ausgeräumt werden.
Wahrung der eigenen Integrität: Wenn du auf einen Hate-Kommentar eingehst und dabei ruhig und sachlich bleibst, demonstrierst du, dass du dich nicht von negativen Äußerungen aus der Fassung bringen lässt. Dies kann deine Glaubwürdigkeit stärken.
Einfluss auf die Community: Deine Reaktion kann andere ermutigen, ebenfalls respektvoll zu antworten, anstatt sich von Hate-Kommentaren entmutigen zu lassen. Das kann zu einer positiveren Diskussionskultur beitragen.
Entlarvung von Mobbern: Indem du auf die toxischen Äußerungen reagierst, kannst du das Verhalten der Mobber entlarven und aufzeigen, dass solches Verhalten nicht akzeptabel ist. Dies kann anderen helfen, sich gegen ähnliche Angriffe zu wehren.
Verstärkung der Gemeinschaft: Deine Antwort auf Hate-Kommentare kann andere ermutigen, ihre Unterstützung auszudrücken. Das kann dazu führen, dass sich eine Gemeinschaft um dich bildet, die dich verteidigt und unterstützt.
Persönliches Wachstum: Der Umgang mit Hasskommentaren kann auch eine Chance für persönliches Wachstum sein. Du lernst, deine Emotionen besser zu kontrollieren, deinen Standpunkt zu vertreten und dich mit Kritik auseinanderzusetzen.
Beitrag zur Sichtbarkeit des Problems: Wenn du auf Hate-Kommentare reagierst, machst du das Problem von Internet-Mobbing sichtbarer. Das kann dazu beitragen, das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen solcher Äußerungen zu schärfen.
Prävention von weiteren Angriffen: Durch das Eingehen auf die Kommentare kannst du möglicherweise zukünftige Angriffe abwehren, indem du klarstellst, dass du nicht bereit bist, negative Äußerungen hinzunehmen.
Mein Wunsch nach Transparenz
Ein weiterer Grund, warum ich Hate-Kommentare nicht lösche, ist Transparenz. Es mag zwar so aussehen, als ob alle anderen nur positives Feedback erhalten oder gar keine Hate-Kommentare bekommen. Oft sieht man auf vielen Accounts und Seiten keine Spur davon. Aber das kann oft täuschen.
Wenn ich meine Hate-Kommentare stehen lasse, möchte ich zeigen, dass Internet-Mobbing ein Teil der Realität ist mit der ich und viele andere auch umgehen müssen. Es ist mir wichtig, diese Realität nicht zu verstecken, sondern offen darüber zu sprechen.
So können andere sehen, dass es nichts Ungewöhnliches ist und dass es nicht an ihnen persönlich liegt, wenn sie ähnliche Erfahrungen machen.
Wenn wir so tun als ob Hate-Kommentare nicht existieren, fühlt man sich schnell allein und fragt sich, ob man vielleicht etwas falsch macht. Das ist mir selbst auch schon passiert. Ich habe mich gefragt, warum gerade ich negative Kommentare bekomme, während bei anderen alles so harmonisch und positiv aussieht.
Aber die Wahrheit ist: Mobber gab es schon immer, und sie wird es wahrscheinlich auch weiterhin geben. Egal ob im echten Leben oder im Internet.
Internet-Mobber bloßstellen, anstatt sie zu schützen
Ein weiterer Grund, warum ich Hate-Kommentare nicht lösche ist, dass ich Mobber nicht schützen möchte. Sie haben sich bewusst entschieden ihre negativen oder verletzenden Kommentare öffentlich zu hinterlassen und damit müssen sie leben. Es wäre für mich ein Widerspruch, ihre Worte zu entfernen und ihnen so die Möglichkeit zu geben, unbemerkt weiterzumachen.
Wenn jemand im Internet gehässig ist, sollte er auch die Konsequenzen dafür tragen. Ihr Name oder Benutzername steht daneben und sie sind für ihre Worte verantwortlich.
Eine Welt ohne Internet-Mobbing – Ein Traum, der wohl nicht wahr wird
Auch wenn ich oft darüber nachdenke, wie es wäre, wenn sich das Verhalten der Menschen ändern würde. Ich bin realistisch genug zu wissen, dass dies wahrscheinlich nicht passieren wird. Mobber gab es schon immer und es wird sie vermutlich auch in Zukunft geben. Das bedeutet aber nicht, dass wir es einfach akzeptieren müssen.
Indem ich die Kommentare sichtbar lasse, hoffe ich, ein Bewusstsein für das Problem Internet-Mobbing zu schaffen. Ich möchte andere dazu ermutigen, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Internet-Mobbing – Mein Fazit
Hate-Kommentare gehören leider zur Realität des Internets. Indem ich sie stehen lasse, möchte ich offen und transparent mit diesem Thema umgehen und zeigen, dass niemand allein damit ist.
Mobber können sich nicht mehr verstecken, ihre Worte sind sichtbar und sollten auch so behandelt werden. Wenn wir alle dazu stehen und offen über diese Erfahrungen sprechen, können wir zumindest den Traum verfolgen, dass sich vielleicht irgendwann doch etwas ändert.
Bis dahin bleibt mir nur ehrlich damit umzugehen und zu zeigen: Hate-Kommentare sind real und niemand ist damit allein.